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Verteilungsgerechtigkeit als Prinzip des internationalen Steuerrechts

Angesichts global drastisch ungleich verteilter Ressourcen ist die Frage nach der globalen Gerechtigkeit verstärkt in das Augenmerk von Ökonomen, Politikwissenschaftlern und Philosophen gerückt. In der politischen Philosophie wird lebhaft debattiert, für welche Kontexte philosophische Gerechtigkeitsprinzipien gelten: Während so genannte statische Konzepte von Verteilungsgerechtigkeit an einem Ende des theoretischen Spektrums Verteilungsaufgaben auf den nationalen Kontext beschränken, plädieren Befürworter kosmopolitischer Theorien am anderen Ende für einen globalen Maßstab bei der Verteilung knapper Ressourcen und der damit verbundenen Lebenschancen. Dr. Johanna Stark beleuchtet die Relevanz dieser ‚globalen Gerechtigkeitsdebatte‘ für das internationale Steuerrecht: Soll das internationale Steuerrecht überhaupt als politisches Instrument dazu eingesetzt werden, ungleiche Ressourcenverteilungen über den nationalen Rahmen hinaus zu kompensieren? Während innerhalb von Staatsgrenzen das Steuersystem traditionell als eines der Schlüsselinstrumente für Umverteilung wahrgenommen wird, haben Steuern in der Diskussion über globale Armut und Ungleichheit selten eine große Rolle gespielt. Stark resümiert, dass sich die von ihr vorgestellten Theorien zwar hinsichtlich des Umfangs der insgesamt gebotenen Umverteilung stark unterscheiden, aber keine zwingend zu einer internationalen (Um-)Verteilung von Besteuerungsrechten verpflichtet.

Veröffentlichung:   StuW, 2019, Nr. 1, S. 71–84