Im Steuerrecht hat die Unterscheidung zwischen Eigen- und Fremdkapital eine lange Tradition. Eigenkapital- und Fremdkapitalfinanzierungen werden steuerlich ungleich behandelt. Allerdings greifen Unternehmen zunehmend auf so genannte hybride und mezzanine Finanzierungformen zurück. Der steuerrechtlichen Dichotomie steht auf zivilrechtlicher Seite ein Kontinuum von Finanzierungsinstrumenten gegenüber.
Auch können international unterschiedliche Definitionen für Eigen- und Fremdkapital im grenzüberschreitenden Verkehr zu steuerlicher Mehrfach- oder Keinmal-Belastung führen, je nach gewählter Konstellation. Nur folgerichtig, dass die Praxis, bei der Besteuerung zwischen Eigen- und Fremdkapital zu differenzieren, gegenwärtig im Zentrum einer heftigen Diskussion steht. International werden Reformvorschläge diskutiert, die darauf abzielen, die steuerlichen Vorzüge und Nachteile der unterschiedlichen Finanzierungsformen einzuebnen. Der neu erschienen Sammelband „Eigenkapital und Fremdkapital“ widmet sich der Aufgabe, die Grenzziehung aus steuerlicher Sicht und auf der Grundlage des Privatrechts neu zu durchdenken. Das Werk, dessen Autoren allesamt aktive oder ehemalige Mitarbeiter und Gastwissenschaftler des Max-Plancks-Instituts für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen sind, bietet eine vergleichende Übersicht zu den gesellschaftsrechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen von Finanzierungen in den Rechtsordnungen wichtiger Staaten. Einzelne Sachthemen, wie das Doppelbesteuerungsrecht, Quellensteuern, die Zinsschranke und Gesellschafterfremdfinanzierungen werden behandelt sowie der ökonomische Hintergrund für die Wahl der Finanzierungsform analysiert. In einem umfangreichen Eingangskapitel werden zudem rechtspolitische Grundzüge und Handlungsoptionen für den Gesetzgeber aufgezeigt und eine neue Definition der Grenzlinie zwischen Eigen- und Fremdkapital vorgeschlagen, die die Funktion der Distinktion im Einkommensteuerrecht, im Körperschaftsteuerrecht sowie im internationalen Steuerrecht in den Blick nimmt.
Somit versteht sich der Band nicht nur als Beitrag zur rechtswissenschaftlichen und rechtspolitischen Diskussion, sondern – durch seine breit angelegten rechtsvergleichenden Untersuchungen – auch als Einführung in die nationale und internationale Praxis der Unternehmensfinanzierung im Steuer- und Gesellschaftsrecht.
Published: Press Springer, 2013, 890 pages.
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